Bericht zur bmk-Tagung am 28. Januar 2023

„Argumentation gegen rechte Sprüche“

  • Referentin: Anna Wichtmann
  • Zeit: 28. Januar 2023, 10.00 bis 14.30 Uhr
  • Ort: Online via Zoom

In der ersten Tagung des neuen Jahres wurden wir von Anna Wichtmann aus dem Vorstand des bmk NRW online durch ein Thema geführt, das viele aus der teilnehmenden Runde oft ratlos zurücklässt: wie wehre ich mich gegen rechte Sprüche? Wie argumentiere ich gegen rechte Sprüche?

Wir lernten an diesem Samstag eine hilfreiche dreischrittige Minimalstruktur kennen, um mit Zivilcourage eine unmittelbare verbale Reaktion zu zeigen. Ebenfalls bekamen wir ein ermutigendes Bündel an Möglichkeiten mit, uns zu verhalten. Keine der Möglichkeiten ist die einzig richtige. Welche wir jeweils auswählen, hängt wie so oft von einigen Filterfragen ab: z.B. für wen genau spreche ich? Was will ich erreichen? Wie ist der Beziehungsstatus aller Beteiligten?

Doch vor diesen Hinweisen auf konkrete Argumentationsstrategien lag für uns bis zur Pause erst noch ein Input zu Hintergründen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit  und vor Allem eine aufschlussreiche Sensibilisierung für das thematische Feld von Vorurteilen und Diskriminierung. Hier wurden wir von Anna Wichtmann methodisch wertvoll durch Reflexionsfragen, durch Rollenübernahme und durch Fallbeispiele zu eigenen Vorurteilen und zu individuellen Einschätzungen geführt. Aus diesem Abschnitt der Tagung bleibt der Gruppe wahrscheinlich noch lange das Beispiel eines kulturellen Stereotyps in Erinnerung: der „temperamentvolle Sizilianer“.

Ebenso bunt wie die Fallbeispiele waren, war übrigens auch die Tagungsrunde zusammengesetzt. So saß z. B. an den Bildschirmen eine verrentete Kollegin neben der jungen Familie mit Kleinkind (man kann ja mit Bildung gar nicht früh genug beginnen), es saß NRW neben Bayern und bmk-Gründungsmitglieder neben Premierenbesuchern.

Bei aller Gegenrede und engagiertem Widerspruch in Situationen mit abwertenden, diskriminierenden, populistischen Aussagen bleibt es ein Ziel, das der Referentin persönlich wichtig war, „trotzdem“ mit dem Gegenüber im Kontakt zu bleiben. Dieses Ziel kann nur mit einer entsprechenden Haltung erreicht werden. Hierin zeigt sich auch der Ursprung des vorgestellten Argumentationstrainings, das in der politischen Bildung zur Extremismusprävention entwickelt wurde.

Anna Wichtmann hat uns mit der Schnittmenge des Themas aus Rhetorik und politischer Bildung zum einen eine Hilfestellung gegen die eigene Rat- und Hilflosigkeit gegeben und zum anderen Impulse für Trainingsinhalte im sprecherzieherischen Alltag gegeben. Vielen Dank dafür. Möglicherweise wird das Thema in einem weiteren Termin mit Erlebnisberichten noch vertieft.

Bericht: Marion Creß