Bericht zu Tag der Rhetorik 2023 am 18. März 2023

„Concept Mapping“

  • Referent: Dr. Lukas Becker
  • Zeit: 18. März 2023, 10.00 bis 16.30 Uhr
  • Ort: HHU Düsseldorf

Auf den Spuren des Denkens …

bewegten wir uns am Tag der Rhetorik: Im Rahmen einer ebenso inspirierenden wie herausfordernden und lehrreichen Fortbildung haben wir uns mit dem Thema „Concept-Mapping“ auseinandergesetzt. Unter der kompetenten, zugewandten und in jeglicher Hinsicht souveränen Leitung von Dr. Lukas Becker haben wir viel Neues erfahren, Bekanntes vertieft und ausprobiert, was wir im einen oder anderen Seminar von unseren Teilnehmer:innen erwarten, wenn wir mit Concept Maps arbeiten.

Concept Maps repräsentieren Wissens-, Ereignis- und Theoriezusammenhänge als Visualisate in Form eines Netzes und bilden damit die Netzwerkstruktur unseres im Gehirn aggregierten Wissens ab. Maps – eigentlich schlicht Landkarten – sind vom Verfahren des Mind Mappings her Vielen bekannt. Anders als Mind Maps, die lediglich mit logisch hierarchisierten Subjektiven arbeiten, visualisieren Concept Maps Propositionen als sinnstiftende Einheiten; Propositionen bilden Begriffe und ihre Beziehungen untereinander ab, indem sie einzelne Begriffe mit Hilfe von Pfeilen zueinander ins Verhältnis setzen. Diese Pfeile geben einerseits vor, in welcher Richtung ein Concept Map gelesen werden soll. Andererseits machen Verbindungswörter, die jeden Pfeil ergänzen, klar, in welcher Relation die Begriffe zueinander stehen. Lukas hat diese Zusammenhänge in einem Concept Map visualisiert:

Wir haben uns selbst ausprobiert, indem wir an Skeleton Maps (unvollständige „Lücken“ Maps, in denen Begriffe, Pfeile oder ihre Beschriftungen fehlen), an Begriffs-Sets (Räder sind Teile von Fahrzeugen, Fahrzeuge besitzen Räder) und an Wissenschaftstexten geübt haben, die wir in Concept Maps nachgebildet haben. Laute der Anstrengung und der Frustration, die während dieser Übungen im Seminarraum deutlich vernehmbar waren, machten akustisch anschaulich, wie herausfordernd diese vor der Hand einfachen Aufgaben für uns waren.

Wozu können wir nun Concept Maps gebrauchen? Hier einige Ideen:

  • Komplexe Strukturen durchdringen
  • Schreib- oder Seminarprojekte skizzieren
  • Eigene Informationen „von der Sache her“ strukturieren
  • Eigene kognitive Leerstellen in den Maps erkennen und sie füllen
  • Seminarteilnehmer:innen eine Methode zur Komplexitätsreduktion und -vermittlung an die Hand geben

Anknüpfungspunkte zur weiteren Vertiefung der gewonnenen Erkenntnisse gab es jede Menge: Die „Anstrengung des Begriffs“, die Hegel von der Philosophie fordert, die vermeintliche einfache Verbindung von Referieren und Prädizieren, die Searle im propositionalen Akt seiner Sprechakttheorie zusammenfasst und die These 5.6 aus Wittgensteins Tractatus („Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“), all das ließ sich wiedererkennen. Und besser als Goethe in Mephistopheles‘ Worten lässt es sich kaum ausdrücken:

Mein teurer Freund, ich rat Euch drum

Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
In spanische Stiefeln eingeschnürt,
Daß er bedächtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
Irrlichteliere hin und her.

„Fünfzehn Punkte, Herr Dr. Becker!“

Von Wolfgang Lepschy, Münster