Bericht zum Tag der Rhetorik am 26. März 2022

„Design Thinking“

  • Referentin: Julia Bergmann
  • Zeit: 26. März 2022, 10.00 bis 16.30 Uhr
  • Ort: Jugendherberge Münster am Aasee

„Verliebe Dich nie in Deinen Prototypen!“ Solche Sätze hört man nicht oft. An diesem sonnigen Samstag in der Jugendherberge am Münster Aasee stand dieser Satz am Ende eines kreativen und absolut nutzer:innenorientierten Prozesses Design Thinking. Design hat hier nichts mit Raumausstattung zu tun, oder doch? Na ja, schon irgendwie. Auch. Vielleicht? „Denke wie ein Designer!“ Noch so ein Satz, der da im Raum schwebte. Was wollte uns die Referentin Julia Bergmann damit sagen?

Design Thinking ist ein kund:innenorientiertes kreatives Konzept der Ideenentwicklung, dass alle Seiten glücklich machen soll. Es beginnt mit einem Problem, dass eine Lösung verlangt. Doch der Weg dorthin verläuft anders als gewohnt. Er verlangt radikale Offenheit und Kreativität. Es gibt keine Schranken im Denken! Am Beispiel der Bibliotheksarbeit hat die studierte Bibliotheksmanagerin und freiberufliche Trainerin Julia Bergmann Schritt für Schritt die Problemlösungsmethode vorgestellt. Vielleicht lässt sie sich so zusammenfassen:

  1. Identifiziere das Problem!
  2. Beschreibe die sich daraus ergebende Aufgabe so genau wie möglich!
  3. Befrage Deine Zielgruppe, um Bedürfnisse zu erfassen!
  4. Lass Deinen Lösungsideen freien Lauf!
  5. Entwickle einen Prototypen!

In Gruppenübungen tasteten wir uns neugierig anhand von Übungsbeispielen vor: Zunächst muss erkannt werden, dass es ein Problem gibt. Das kann die Optimierung des Arbeitsweges, die Neugestaltung eines ungenutzten Gemeinschaftsraumes oder die Verbesserung eines Informationserlebnisses sein. Daraus wird dann eine Aufgabe formuliert, die die Zielgruppe und das Problem konkret benennen, ohne dabei bereits eine Lösungsrichtung zu suggerieren. Allein für diesen Schritt braucht es viele Anläufe und Korrekturen. Doch sitzt die Formulierung, kann der nächste Schritt erfolgen: Interviews! Huch!? Interviews? Ja, genau. Design Thinking findet nicht am Schreibtisch statt, sondern im Feld und in der Interaktion mit Menschen. Kommunikation ist das Stichwort und ganz unser Spezialgebiet! Die Zielgruppe wird befragt, denn wir müssen nun herausfinden, was ihre Bedürfnisse sind. Erst wenn wir diese kennen, können wir Ideen entwickeln. Doch auch hier zeigt sich: So leicht ist das gar nicht. Denn spätestens dann, wenn die Interviews beendet und die Bedürfnisse analysiert werden sollen, stellt sich heraus, ob die richtigen Fragen gestellt wurden. Ist das geschafft, geht es an die Ideenfindung. Wenn das Kreativitätsfass erst einmal angezapft ist, sprudelt es nur so los!

„Erst mal shoppen!“ Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und stürmten die für uns bereitgestellte Bastelecke. Jede Menge Klebstoff, Glitzerpapier, Wackelaugen und Pfeifenreiniger später hatte jede:r von uns einen Prototypen der besten Idee. Da verliert man schon schnell sein Herz an das eigene Ideenprodukt. Doch wie war das? „Verliebe Dich nie in Deinen Prototypen!“ Am Ende entscheiden nämlich die Nutzer:innen, ob die Idee etwas taugt oder nicht. Und erst, wenn sie taugt, folgt das Projektmanagement. Design Thinking ist also die kreative Vorstufe zum eigentlichen Projekt.

Julia Bergmann hat uns auf humorvolle, unterhaltsame und lockere Art und Weise die Methode Design Thinking nähergebracht und uns durch kleinere Übungen die Möglichkeit gegeben, einzelne Schritte davon auszuprobieren und damit auch unsere bisherigen Problemlösungsstrategien einmal in eine neue Richtung inspiriert. Wir wurden angeregt, Probleme mal von einer ganz anderen, nämlich total offenen und kreativen Seite zu betrachten und bei der Lösungsfindung eine radikale Offenheit gegenüber den Bedürfnissen der Nutzer:innen oder auch gegenüber unserer Kreativität walten zu lassen. Diese Herangehensweise inspiriert nun vielleicht zu dem Experiment, die nächste Lehrveranstaltung einmal gemeinsam mit den Teilnehmenden zu planen oder im Teammeeting auftretende Probleme neu zu denken oder die Teeküche neu zu gestalten. Wichtig ist dabei eine radikale Offenheit gegenüber der Methode, den Bedürfnissen der Nutzer:innen und gegenüber der eigenen Kreativität. Genau das hat uns der Workshop mit Julia Bergmann vermittelt.

Vielen Dank an Julia und die anderen Teilnehmer:innen für den spannenden Tag und das gemeinsame Ausprobieren neuer Ideen!

Sarah Heinemann