Interkulturelle Kommunikation am 28. Juni 2014
Tagungsbericht
Die Plätze mit Blick zum Fenster sind begehrt im Sitzungssaal, den Annette Mönnich für die bmk-Tagung organisiert hat. Sie bieten einen weiten Ausblick über die grünen Hügel und um die Ruhr-Uni. Die inspirierende Aussicht ist auch eine gute Einstimmung auf die Arbeitsweise unseres Referenten. Der möchte nämlich nicht einfache Do’s und Dont’s zum interkulturellen Miteinander vermitteln, sondern vielmehr mit uns Teilnehmern ins Gespräch kommen über unsere eigenen Blickwinkel auf interkulturelle Kommunikation.
Benjamin Haag ist Sprechwissenschaftler (DGSS) und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leibniz-Universität Hannover. Sein Schwerpunkt in Lehre und Forschung ist die interkulturelle Kommunikation.
Unsere Fortbildung hat er in fünf Abschnitte aufgeteilt:
- Sprache – und ihre Bedeutung für die interkulturelle Kommunikation
- Critical Incident Technique
- Lisa & Yamato – ein Kurzfilm über ungeahnte Schwierigkeiten im interkulturellen Miteinander
- Mediale Inszenierung Interkultureller Differenzen – wie werden kulturelle Unterschiede in Medien dargestellt und wie prägt das unsere Sicht auf bestimmte Kulturen
- Heimat Mensch
Eines meiner Vorurteile vor diesem Seminar: In der interkulturellen Kommunikation lerne ich, wie ich die Visitenkarte eines chinesischen Geschäftspartners entgegennehme, ohne ihn zur verärgern. Schnell wird klar, dass solche kleinteiligen Faustregeln nicht auf unserer Agenda stehen. Im Gegenteil: Das Arbeiten mit Faustregeln wird der Komplexität interkultureller Kommunikation nicht gerecht. Es kann wiederum zu Problemen und Missverständnissen führen. Stattdessen geht es um Austausch und gemeinsames Nachdenken über interkulturelle Schwierigkeiten.
Besonders gut gelingt das mit der Critical Incident Technique. Ein Critical Incident ist ein Vorfall in der interkulturellen Kommunikation, der als problematisch erlebt wird. Das entscheidende dabei: Es gibt für einen Critical Incident keine ‚richtige‘ Lösung, mit der sich das Problem beheben oder vermeiden ließe. Vielmehr gibt es viele Möglichkeiten mit einer solchen Situation umzugehen. Alle verbunden mit bestimmten Vorteilen und Nachteilen. Das lädt dazu ein, über die verschiedenen Handlungsalternativen zu diskutieren. Vor allem kommen auch die Gründe und Motivationen zur Sprache, die für oder gegen einen Vorschlag sprechen. Was ich für die beste Lösung halte, lehnt jemand anders kategorisch ab. So kommen wir schnell in den Austausch über unsere Überzeugungen und unsere eigene kulturelle Prägung.
So bietet uns folgendes Erlebnis den Anlass für eine halbe Stunde voller Aha-Momente:
Was tun an Stelle von Paulina?
Am Ende der Fortbildung ist klar: Interkulturelles Miteinander lässt sich nicht auf einfache Rezepte reduzieren. Aufmerksamkeit und die Bereitschaft sich auf den anderen einzulassen sind entscheidend.
Mit dabei waren:
Joachim Aich, Julia Breulmann, Marion Creß, Benjamin Haag, Ortwin Lämke, Wolfgang Lepschy, Nadine Leyer, Annette Mönnich, Torsten Rother, Elisabeth Sommerhoff, Regina Spindler.